Kooperationsprojekte

Kiez-Gespräche im Donaukiez

Wer betreibt eigentlich den Späti an
der Ecke? Wie lebt die Person, die ich jeden
Morgen auf dem Weg zur Bahn treffe?

In zwei Interview-Workshops für Anwohner:innen haben wir uns spannende Fragen überlegt und Kiez-Gespräche im Danaukiez geführt. Auszüge daraus lest ihr hier.

Kunst, Käse und Musik

Wolfgang sitzt in im Weinladen.

Wolfgang verkauft Wein im Käseladen PeppiKäse in der Weichselstraße 65

Ich mag es hier, weil es den besten Käse gibt und ich meine Weinauswahl präsentieren kann.
Das Konzept des Ladens ist toll: Käse handwerklich gemacht aus Rohmilch, natürliche Lebensmittel. Darum heißt es ja auch: Rohmilchkäse rockt! Diese Ecke ist sehr cool, es kommen nur leider zu wenige Leute aus anderen Kiezen vorbei. Die trauen sich nicht her. 

Am liebsten mache ich Weinveranstaltungen, also Abende mit Verkostungen, in Verbindung mit Kunst, Käse und Musik. Besonders schön fand ich die Supper Clubs, als andere Leute hier gekocht haben. Da waren überall Tische und es war total voll und ziemlich gut.

Während der harten Coronazeit, wo gar nichts mehr ging, standen die Leute draußen und wir haben zusammen was getrunken. 

Noch schöner wäre es, wenn die Straßen gesperrt  wären und am Wochenende stellen alle ihre Tische raus, so wie in München. In manchen Vierteln ist die Stadt da total bunt geworden. So was wäre hier auch nicht schlecht.

— Interview von Signe und Aya

 

Sicherheit für alle

Stefan mit Mütze steht unter einer roten Markise auf dem Gehweg.

Stefan wohnt im betreuten Einzelwohnen bei „Aktion Weitblick e.V.“ Er engagiert sich dort im Bewohnerrat, spielt in einer inklusiven Band und ist Mitgründer des Vereins „Mensch zuerst“.

Vor Kurzem gab es einen Angriff im Dunkeln auf eine Person, die in der gleichen betreuten Wohneinrichtung wohnt wie ich. Sie wurde ausgeraubt. In den Wintermonaten werde ich sie und eine andere Person jetzt nach Hause begleiten, denn unsere Betreuer schaffen das nicht.

Ich wünsche mir, dass wir in Ruhe gelassen und nicht verfolgt werden, wie früher die jüdischen Menschen. Das könnte passieren und davor habe ich Angst. Ich wünsche mir, dass andere Menschen Zivilcourage zeigen, einschreiten und sagen: „Stopp, und hier nicht weiter“.
Ich wünsche mir, dass sie die Polizei informieren und als Zeugen auftreten. 

Ich möchte, dass das Verfolgen aufhört. Der Krieg ist seit über 70 Jahren vorbei, und die Menschen machen das immer noch. Damals wurden die Menschen nicht nur verfolgt, sie wurden ja auch ermordet. Das muss langsam mal aufhören.

Das Problem ist, die Hälfte der Bevölkerung will es gar nicht mehr wissen, die wollen es vergessen! Aber das bleibt ja immer im Hintergrund.

— Interview von Claire

 

Am schönsten ist das Leben in der Türkei

Houssam stehr vor mehreren leuchtenden Kronleuchtern im Geschäft.

Houssam arbeitet im Lampengeschäft Amira Galerie in der Sonnenallee.

Wir verkaufen Lampen, Kronleuchter und andere Einrichtungsgegenstände. Unsere Kunden sind zu 95 Prozent Ausländer, nicht nur Landsleute, sondern aus ganz verschiedenen Ländern. Wir haben den gleichen Geschmack. 

Als ich zehn Jahre alt war, bin ich mit meiner Familie aus dem Libanon nach Deutschland gekommen. Das Leben dort und hier ist so unterschiedlich, das kann ich gar nicht vergleichen. Mir fällt als erstes das schöne Wetter ein. Am schönsten finde ich aber das Leben in der Türkei. Wegen meiner Arbeit fahre ich jeden Monat zwei oder drei Mal in die Türkei.

Ich kann nicht allgemein sagen, was ein schönes Leben ist. Jeder Mensch hat ein anderes Leben und andere Probleme. Aber mit Geld hat es nichts zu tun. Die Armen haben kein gutes Leben und die Reichen haben auch kein gutes Leben. Geld macht nicht alles.

— Interview von Yael und Stefan

 

Möchtest du die nächsten Interviews führen? Mach mit! 

Die Kiezredaktion trifft sich regelmäßig, um gemeinsam Medien zu machen. Möchtest du selbst fotografieren oder schreiben? Oder hast du eine Idee für den nächsten Workshop? Wir freuen uns auf neue Mitglieder und Medieninteressierte!

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