Kiezredaktion der Donauwelle

Straßenbäume gießen— aber wie?

Der Gießwagen hilft beim Gießkannen transportieren.

Dieses Frühjahr ist es sehr trocken gewesen. Schon im Mai ließen die Bäume ihre Blätter hängen. Das QM-geförderte Projekt Wasserkiez Neukölln hat sich vorgenommen den Zugang zu Wasser im öffentlichen Raum zu verbessern, auch zum Gießen. Nur wie kann das gehen?

von Signe Heins

Zusammen mit vier Kindern aus dem Kiez probieren die Projektmitarbei- ter:innen Signe und Karsten aus, woher das Wasser zum Gießen kommen kann. Im QM leihen sie einen Bollerwagen mit Gießutensilien aus. Hochmotiviert schieben die Kinder Lina, Aylin, Amalia und Piet den Wagen los. Beim Kiosk PanKiez und dem Restaurant El Bahloul fragen sie freundlich nach Wasser. Kurz darauf sind sechs Gießkannen voll und der Wagen um einiges schwerer.

Gemeinsam schieben die Kinder den Wagen weiter in die Reuterstraße. Hier finden sie eine Linde mit hängenden Blättern. Doch bevor gegossen werden kann, muss erst einmal aufgeräumt werden. Auf der Erde um den Baum herum, der so genannten Baumscheibe, liegen viele Zigaret- ten, Kaffeebecher und anderer Müll. Mit Zangen und Handschuhen sammeln die Kinder alles in eine Müll- tüte. Amalia stellt fest: „Der Boden ist ja total hart.“ Mit Handharken lockern die Kinder vorsichtig die Erde und geben auf die Wurzeln des Baumes acht. Dann kann endlich gegossen werden. In kürzester Zeit verteilen sich 60 Liter Wasser auf der Baumscheibe. „Das ist ja ein richti- ger See,“ findet Piet. Zum Glück hält die hohe Bordsteinkante das Wasser davon ab über den Bürgersteig und die Straße abzulaufen.

 Die Kinder bei der Straßenpumpe in der Reuterstraße.

„Ich weiß, wo wir noch mehr Wasser herbekommen”, ruft Lina und zeigt auf eine Straßenpumpe auf der anderen Straßenseite. Schnell wird der Bollerwagen hinüber gezogen und die Kinder legen nun selbst Hand an um die Kannen vollzufüllen. Abwechselnd wird gepumpt und die Gießkanne unter den Wasserauslass gehalten. Leider geht auch viel Was- ser daneben und alle werden nass. Zum Glück ist es heute so warm, dass die Klamotten schnell trocknen. „Ist das jetzt eigentlich auch Trink- wasser?”, fragt Signe. „Nein!”, rufen die Kinder im Chor. „Sauberes Trink- wasser kommt nur aus dem Wasser- hahn zu Hause.” „Und aus den Trinkbrunnen, zum Beispiel am Rathaus Neukölln”, ergänzt Karsten. Aylin schnappt sich eine Müllzange und geht zum nächstgelegen Baum. „Hier liegt ja total viel Müll rum“, ruft sie den anderen zu. Tatsächlich handelt es sich hier um eine bewachsene Baumscheibe, die nicht von der Berliner Stadtreinigung gesäubert wird. Die Gruppe macht jetzt richtige Arbeitsteilung. Lina und Amalia füllen weiter Gießkannen voll, Piet lockert den Boden an den kahlen, unbewachsenen Stellen und Aylin sammelt zusammen mit Signe und Karsten Müll. Und dann kann endlich gegossen werden. Auch hier bildet sich wieder eine große Pfütze, aber das Wasser versickert deutlich schneller als bei der unbewachsenen Baumscheibe. Gut so, denn so ver- dunstet nicht allzu viel Wasser, bevor es die Wurzeln erreichen kann.

Das Wasser braucht lange, bis es in der Erde versickert.

Zum Schluss sind die Kinder sich einig: Wasser an der Pumpe holen macht Spaß, ist aber auch anstren- gend und man wird sehr nass. Beim nächsten Mal nehmen sie einen Eimer mit um die Gießkannen zu be- füllen. Den kann man nämlich am Wasserauslass der Straßenpumpe anhängen. Wasser im Geschäft holen ist einfacher, aber dafür muss man die Ladenbesitzer natürlich freundlich fragen. Außerdem klappt es nur, wenn gerade nicht viel im Laden los ist. Die Kinder haben außerdem festgestellt: Es gießt sich am besten mit der Brause auf der Gießkanne. So verteilt sich das Wasser überall. Ohne Brause kommt nur ein Strahl aus der Kanne und das spritzt auch noch doll.

„Können wir das nochmal machen?“, fragen die Mädchen auf dem Rückweg. Wenn es trocken bleibt, na klar!


Wissenswertes zum Bäume gießen

Straßenbäume müssen nur bei lang anhaltender Trockenheit gegossen werden. Dann höchstens einmal die Woche 150 Liter gießen und das am besten früh am Morgen oder abends. Junge Bäume mit Holzstützen werden von der Stadt gegossen und brauchen kein extra Wasser. Eine große Gießkanne Trinkwasser kostet übrigens 5 Cent. Um Geld und Wasser zu sparen am besten Brauchwasser vom Kartoffelkochen oder Gemüsewaschen nutzen.

Das QM und der Wasserkiez Neukölln rufen auf immer Donnerstags zu gießen.

Mehr Infos zum Gießen gibt es hier beim Wasserkiez: https://www.wasserkiez.de/


Dieser Beitrag erschien in der 5. Ausgabe der Donauwelle im Juni 2022. Die Donauwelle wurde im Rahmen des Projektes „Donaukiez macht Medien“ erstellt. Gefördert durch die Bundesrepublik Deutschland und das Land Berlin im Rahmen der Zukunftsinitiative Stadtteil, Teilprogramm Sozialer Zusammenhalt.