Wir haben Menschen im Donaukiez in einer Straßen-Umfrage gefragt: Nimmst du dich selbst als arm oder reich wahr? Woran bist du arm? Und woran bist du reich? Hier sind einige der Antworten.
— gesammelt von Stefanie Battisti und Stadtteilmutter Najwa Kaied
Natürlich bin ich nicht arm, weil ich arbeite. Aber mein Gehalt deckt nicht alle meine Bedürfnisse. Was in Zukunft angesichts der Krise passiert, weiß man aber nicht. Wir haben Angst um uns selbst und um unsere Kinder.
Gott sei Dank, liege ich im Durchschnitt. Die neuen Entwicklungen in Russland und die höheren Lebenshaltungskosten können aber zu mehr Armut führen. Wenn sich die Krise im Winter verstärkt, ist es für mich nicht ausgeschlossen, in ein anderes Land zu ziehen.
Schulkind: Ich bin reich an Lego!
Mutter: Wir haben eine tolle Wohnung, wir sind reich an Essen, wir haben ein tolles Fahrrad… Es fehlt mir eigentlich an nichts, außer vielleicht ein bisschen mehr Natur.
Ich bin definitiv ein gesunder Mensch, ich hab’ viele Freunde und allgemein bin ich sehr zufrieden mit meinem Leben. Deswegen würde ich mich schon in einer gewissen Form als reich bezeichnen.
Na ja… reich? Wer von uns ist denn schon reich? Gar keener! Ick bin Rentner und ick kann leben.
Es gibt viele Dinge, die ich tun könnte, aber nicht tue, weil ich nicht die finanziellen Mittel dazu habe. Aber ich bin reich an Kultur, Farben, Leben, Musik, Kunst… Deshalb
lebe ich hier! Finanziell gesehen ist es scheiße, aber Berlin ist die beste Stadt, um arm zu sein, weil das Netzwerk, das ich hier für mich gefunden habe, so bereichernd ist.
Interview: Najwa Kaied & Stefanie Battisti
Fotos: Lena Elbert & Elkin Calderón
Dieser Beitrag ist in Kooperation mit den Stadtteilmüttern des Diakoniewerks Simeon entstanden.
Eine Version dieses Beitrags erschien in der 6. Ausgabe der Donauwelle im Dezember 2022. Die Donauwelle wurde im Rahmen des Projektes „Donaukiez macht Medien“ erstellt. Gefördert durch die Bundesrepublik Deutschland und das Land Berlin im Rahmen der Zukunftsinitiative Stadtteil, Teilprogramm Sozialer Zusammenhalt.