Donauwelle 6
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Spartipps für Fortgeschrittene

Angst vor der Energiekrise? Sie wissen nicht, wie Sie die Miete zahlen sollen? In den letzten Monaten wurden wir von allen Seiten mit Spartipps eingedeckt: kürzer duschen, mehr Pullover tragen, jeden Tag dasselbe essen. Die meisten Tipps haben uns nicht überzeugt. Es geht noch sparsamer. 

— eine Spartipp-Persiflage von Claire Horst

Problem #1 Das Brot ist zu teuer!

TopTipp #1 Iss doch Kuchen (notfalls von der Tafel). 


Problem #2 Das BVG-Ticket kostet zu viel!

TopTipp #2 Schwing dich auf’s Fahrrad. Den Rollstuhl oder Kinderwagen kannst du hintendran schnallen.


Problem #3 Ich will so gern mal wieder ins Kino!

TopTipp #3 Setz dich zwei Stunden lang auf den Hermannplatz. Die Realität ist doch sowieso viel spannender.


Problem #4 Meine Kinder haben nichts zum Anziehen!

TopTipp#4 Aus alten Vorhängen lassen sich ganz wunderbare Umhänge schneidern.


Problem #5 Die Gasrechnung ist zu hoch!

TopTipp #5 Einfach im Bett bleiben.


Problem #6 Mein Geldbeutel ist leer!

TopTipp #6 Lege  doch einfach jeden Monat ein paar hundert Euro zurück.


Problem #7 Du kannst dir den Flug auf die Insel nicht leisten?

TopTipp #7 Meditiere! Eine Reise ins Innere kostet nichts und verkürzt den Weg ins Nirvana.


Du findest, dass diese Tipps sich an die Falschen richten? Es sollte lieber woanders gespart werden? Für diesen Fall haben wir auch ein paar Ideen.

Fakt #1: Deutschland hat das vierthöchste Bruttoinlandsprodukt (BIP) weltweit. Das heißt: Deutschland zählt zu den reichsten Ländern der Welt. Trotzdem sind sehr viele Menschen hier arm: Im Jahr 2021 waren über 13 Millionen armutsgefährdet. Das sind 15,8% der Bevölkerung. Bei manchen Gruppen, etwa bei Alleinerziehenden, bei Rentner*innen, bei Personen mit Behinderungen, bei Menschen mit Fluchtgeschichte und bei Familien mit mehr als zwei Kindern, ist der Anteil noch höher. Als armutsgefährdet gilt, wer weniger als 60% des Durchschnittseinkommens zur Verfügung hat.

Idee #1: Wir brauchen Löhne, von denen Menschen leben können.

Idee #2: Wir brauchen ein bedingungsloses Grundeinkommen.

Idee #3: Wir brauchen eine Kindergrundsicherung.


Fakt #2: Auch das Vermögen, also der Besitz, ist in Deutschland sehr ungleich verteilt. Die ärmere Hälfte der Bevölkerung besitzt zusammen nur 1 Prozent des gesamten Vermögens. Die reichsten 10 Prozent der Bevölkerung besitzen zusammen die Hälfte des gesamten Vermögens. 

Idee #4: Es muss wieder eine Vermögenssteuer eingeführt werden.

Idee #5: Große Erbschaften müssen wirklich besteuert werden – ohne Schlupflöcher. 

Idee #6: Der Spitzensteuersatz muss erhöht werden. 

Idee #7: Sehr reiche Menschen sollten einen Teil ihres Vermögens abgeben, um die Kosten der Krise zu bezahlen. 


Es geht noch sparsamer. Und es geht uns alle an. Übernehmen wir endlich Verantwortung!




Dieser Beitrag erschien in der 6. Ausgabe der Donauwelle im Dezember 2022. Die Donauwelle wurde im Rahmen des Projektes „Donaukiez macht Medien“ erstellt. Gefördert durch die Bundesrepublik Deutschland und das Land Berlin im Rahmen der Zukunftsinitiative Stadtteil, Teilprogramm Sozialer Zusammenhalt. 

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