Donauwelle 7
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Hermann, Ayse und die anderen

In der Marketing-Broschüre “Hermann und Henriette” verspricht die Signa Holding der Anwohnerschaft eine saubere und sichere Stadtzukunft. Was sagen die Nachbar*innen dazu? Und findet ihr sie im Wimmelbild unseres Titelblatts?

Illustration von Irit Mogilevsky

“Ich hab hier seit 35 Jahren meinen Laden, genau vor dem Karstadt. Das Neubau-Projekt ist auf der einen Seite gut für die Struktur, dass es neu und erfrischender ist. Auf der anderen Seite finde ich es nicht so gut, weil es natürlich eine Art Verdrängung ist, wenn hier nur Luxusläden reinkommen. Die Wohnungen werden teurer. Es steht noch nicht fest, aber ich glaub schon, dass wir weg müssen, sobald hier eine große Baustelle aufgebaut wird. Wahrscheinlich wird es hier wie in Mitte…”

“Der Hermannplatz ist bunt, laut und lebendig. Vom Karstadt-Neubau halte ich nichts, es wird Lärm geben und wahrscheinlich noch chaotischer werden. Es wird auch die Einkaufsstrukturen verändern. Was die Zukunft der Nachbarschaft betrifft, bin ich pessimistisch: Verdrängung, Gentrifizierung, hohe Mieten.”

“Ich finde das Vorhaben des Karstadt-Neubaus in Ordnung. In einer Stadt wie Berlin hat so ein Gebäude (wie das aktuelle Karstadt) nichts zu suchen, das muss modernisiert werden. Ich kann mir zwar vorstellen, dass ich von den Umbauarbeiten betroffen sein werde, aber wenn der Markt wegen der Umbauarbeiten wieder geschlossen wird, dann arbeite ich halt wieder als Elektriker.”

“Wir gehen hier nur zum Karstadt und trinken was, sonst meiden wir den Hermannplatz, so viel wir können. Vom Neubau haben wir gehört: das soll dann wie früher sein. Aber die haben ja kein Geld mehr, was sollen sie dann bauen. Die hier leben, tun mir schon mal leid, weil dann wird alles teurer. Dann verschwinden hier die Drogensüchtigen. Die haben dann zu leiden. Bei uns in Buckow ist es schöner, ein bisschen grüner und ruhiger.”

“Ich bin am Hermannplatz aufgewachsen. Hier geht immer was ab, 24/7. Hier wird einem nie langweilig. Der alte Karstadt soll nicht weg. Da konnte man sich immer gut verstecken. Wenn sie Wohnungen bauen wollen, dann für arme Menschen.”


Dieser Beitrag erschien in der 7. Ausgabe der Donauwelle am 1. Juli 2023. Die Donauwelle wurde im Rahmen des Projektes „Donaukiez macht Medien“ erstellt. Gefördert durch die Bundesrepublik Deutschland und das Land Berlin im Rahmen der Zukunftsinitiative Stadtteil, Teilprogramm Sozialer Zusammenhalt. 

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