Die Initiative am Hermannplatz setzt sich seit 2019 gegen den Karstadt-Neubau der Signa Holding ein und informiert Anwohner*innen über das Vorhaben.


Wer seid ihr und wie kam es zu eurem Zusammenschluss?
Wir sind eine stadtpolitische Initiative, die sich gegen das Bauvorhaben des österreichischen Immobilienkonzerns Signa am Hermannplatz organisiert.
Wir haben uns 2019 gegründet, als dessen Pläne erstmals veröffentlicht wurden: Das aktuelle Karstadt-Gebäude soll durch einen monumentalen Neubau mit 20er-Jahre-Fassadenrekonstruktion und 72 Meter hohen Ecktürmen ersetzt werden. Etwa zeitgleich wurde das sogenannte „Ibiza-Video“ publik, in dem Signa-Boss René Benko als mutmaßlicher Spender der österreichischen extrem rechten Partei FPÖ genannt wird.
Wir sind eine Gruppe von Menschen aller Altersgruppen und unterschiedlicher Hintergründe, die größtenteils in direkter Umgebung des Hermannplatzes leben, und wir wollen hier bleiben!
Was macht ihr genau?
Wir wehren uns gegen eine Stadtentwicklungspolitik, die nicht unsere, sondern die Interessen eines milliardenschweren Konzerns vertritt und damit steigende Mieten, Verdrängung von Menschen und Kleingewerbe und noch mehr Wohnungslosigkeit in Kauf nimmt. Wir veranstalten Kundgebungen und Plakataktionen und informieren die Nachbar*ìnnen an unserem Protest-Kiosk am Hermannplatz über aktuelle Entwicklungen. Wir sammeln auch Unterschriften gegen das Vorhaben.

Wie habt ihr den Prozess rund um die Bauplanung wahrgenommen?
Seit dem 15. Mai ist der Bebauungsplan für das Grundstück am Hermannplatz öffentlich einsehbar. Der Senat setzt darin genau das um, was Signa vorgelegt hat, und ignoriert die Kritikpunkte aus der Zivilgesellschaft, aber auch von Fachleuten wie dem Landesdenkmalrat und den Kreuzberger und Neuköllner Stadtplanungsämtern. Das ganze Verfahren ist extrem intransparent. Die Anwohner*innen um den Hermannplatz werden nicht informiert und erfahren höchstens durch Zufall davon.
In welcher Form wurden Anwohner*innen beteiligt?
Es gab lediglich eine Infoveranstaltung im Rahmen der „Grundlagenermittlung“ im November 2021, auf der die vom Publikum lautstark skandierte Forderung „Stoppt den Prozess!“ ignoriert wurde. Beteiligung findet aber statt durch all die Initiativen und Einzelpersonen, die sich täglich für eine gerechte, lebenswerte Stadt für alle einsetzen, für ein solidarisches Miteinander, gegen Rassismus, Ausgrenzung und Ausbeutung. Ihre Forderungen müssen von der Politik gehört und dementsprechend gehandelt werden.
Welche Forderungen sind das?
Wir möchten, dass mit dem Karstadt-Gebäude ökologisch sinnvoll umgegangen wird. Die Arbeitsplätze im und um das Gebäude müssen gesichert werden. Wir brauchen eine Stadtentwicklung, die die Interessen aller Kiezbewohner*innen in den Vordergrund stellt. Wir verfolgen das aktuell laufende Verfahren zur Aufstellung eines Bebauungsplanes am Hermannplatz deshalb kritisch und halten Kontakt mit den Abgeordneten, die die Signa-Pläne ablehnen. Wir werden weiterhin laut sein.

Macht mit!
Die Initiative Hermannplatz freut sich über Support und neue Gesichter.
Schreibt an: initiative-hermannplatz@riseup.net
Kommt vorbei: Mittwochs von 17-18 Uhr am Kiosk
Weitere Informationen unter https://initiativehermannplatz.noblogs.org/, auf Instagram: initiativehermannplatz und auf Twitter: IniHermannplatz
Macht Euch ein Bild vom Bebauungsplan!
Auf der Webseite der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen kann der Bebauungsplan zwar nicht mehr kommentiert, aber eingesehen werden (Stand Juni 2023):
https://www.stadtentwicklung.berlin.de/planen/b-planverfahren/de/fruehbb/2-65ve/index.shtml
İmar planının bir fotoğrafını çekin!
Senato Kentsel Gelişim, İmar ve İskan Dairesi’nin web sitesinde, imar planı yorumlara kapatılmış olsa da hala görüntülenebilmektedir (Haziran 2023 itibariyle):
https://www.stadtentwicklung.berlin.de/planen/b-planverfahren/de/fruehbb/2-65ve/index.shtml

Luftbild des Geltungsbereichs (Umrahmung) des Bebauungsplans 2-65 VE, Foto: Geoportal Berlin.jpg
Dieser Beitrag erschien in der 7. Ausgabe der Donauwelle am 1. Juli 2023. Die Donauwelle wurde im Rahmen des Projektes „Donaukiez macht Medien“ erstellt. Gefördert durch die Bundesrepublik Deutschland und das Land Berlin im Rahmen der Zukunftsinitiative Stadtteil, Teilprogramm Sozialer Zusammenhalt.