Donauwelle 8, Kiezredaktion der Donauwelle
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Mobilität im Kiez – und ihre Folgen

Wie sind Menschen auf der Donaustraße unterwegs? Wie viel Raum nehmen Autos und Fahrräder hier ein? Und was bedeutet das für alle anderen? Die Kiezredaktion hat Daten gesammelt.

Ausschnitt aus „Arrogance of Space Map

Recherchiert und zusammengefasst von Eric Friedewald, Benedikt Stipp, Nele Belau, Simon Walker

Zur arabischsprachigen Version. Zur türkischsprachigen Version.

Um diese Fragen zu beantworten, haben wir uns ein Verkehrsmessgerät des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) ausgeliehen. Damit haben wir zwei Monate lang den Verkehr auf dem verkehrsberuhigten Abschnitt vor der Rixdorfer Grundschule gemessen.

Es stellt sich heraus:
Das Fahrrad ist das am häufigsten genutzte Fortbewegungsmittel auf der Donaustraße. Es sind 1,5 Mal so viele Fahrräder wie Autos unterwegs. Und das, obwohl es keinen Fahrradweg gibt! Erleichtert wird das Fahrradfahren durch die Asphaltierung vor wenigen Jahren – bis dahin lag hier Kopfsteinpflaster.

Ein Haken an der Messung: Das Gerät misst nur bei Tageslicht. Beim Verkehr im Dunkeln tappen auch wir im Dunkeln. Außerdem erfasst es nur eine Straßenhälfte und somit nur die Hälfte der Fußgänger*innen.

Was sonst noch gemessen wurde und wie die Daten aufbereitet aussehen, könnt ihr euch hier anschauen: https://telraam.net/en/location/9000005832/

*https://telraam.net/en/location/9000005832

Falls du selbst Daten sammeln möchtest, kannst du dein Messgerät hier beantragen: https://telraam.net/en/candidates/berlin-zaehlt-mobilitaet/berlin-zaehlt-mobilitaet
Auf der Seite des ADFC Berlin erhältst du Informationen zum Projekt.

Wie viel Raum nehmen Autos und Fahrräder hier ein?

Wie viel Verkehrsraum Autos und Fußgänger*innen auf der Donaustraße einnehmen, kann auch mit dem Kartierungsprogramm “The Arrogance of Space” ermittelt werden: Obwohl nur 14% der Anwohner*innen im Donaukiez ein Auto besitzen (1), werden fast zwei Drittel des Verkehrsraums von Autos eingenommen. 

Für die Erstellung der Karte wurde ein Ausschnitt von @GoogleMaps benutzt.
Zum Vergleich: auf der verkehrsberuhigten Weserstraße gibt es deutlich mehr Platz für Fahrradfahrer und Fußgänger – und mehr Grün!

Auch wenn nicht alle Menschen im Kiez ein Auto nutzen: der Autoverkehr betrifft uns alle. 

Im gesamten Bezirk Neukölln ist eine von 10 Personen mobilitätseingeschränkt (9,6%)1. Hier gibt es also eine große Gruppe Menschen, die besondere Bedürfnisse haben – und bei der Verkehrsplanung oft nicht mitgedacht werden.

Die körperlichen Folgen von Luftschadstoffen wie Feinstaub (PM10, PM2,5) und Stickstoffdioxid (NO2)sind bekannt: Sie verursachen nicht nur Lungenerkrankungen, sondern auch Diabetes. Sie erhöhen Schwangerschaftsrisiken und beeinflussen die neurologische Entwicklung von Kindern.2

Gefahren des Autoverkehrs? Viele denken dabei in erster Linie an Unfälle. Tatsächlich gab es alleine in Nord-Neukölln östlich der Karl-Marx-Straße im letzten Jahrzehnt 214 Verkehrsunfälle, an denen Kinder beteiligt waren.3 Aber auch im ganz normalen Alltag schädigen Autos die Gesundheit aller durch ihre Abgase.

Die Messstation an der Karl-Marx-Straße4 zeigt, dass die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vorgeschlagenen Zielwerte hier zum Teil stark überschritten werden.5

Viele unterschätzen die psychischen Folgen von Verkehrslärm: Er erhöht das Risiko für Depressionen und Angststörungen, beeinträchtigt die Schlafqualität und die Konzentrationsfähigkeit.6


  1. Tabellenbericht zum Forschungsprojekt „Mobilität in Städten – SrV 2018“ in Berlin (Neukö*lln), Tabelle 3.7 ↩︎
  2. C. Traidl-Toffmann (2021): “Planetary Health, Klima, Umwelt und Gesundheit im Anthropozän”, Kapitel 19: Neonatologie und Pädiatrie (Dr. Thomas Lob-Corzilius und Prof. Edda Weimann) ↩︎
  3. https://www.berlin.de/polizei/aufgaben/verkehrssicherheit/verkehrsunfallstatistik/?  ↩︎
  4. https://luftdaten.berlin.de/station/MC221 ↩︎
  5. WHO global air quality guidelines: Particulate matter (PM2.5 and PM10), ozone, nitrogen dioxide, sulfur dioxide and carbon monoxide. Geneva, World Health Organization 2021 ↩︎
  6. https://www.geo.de/wissen/gesundheit/verkehrslaerm-foerdert-angststoerungen-33411798.html ↩︎

Dieser Beitrag ist in der 8. Ausgabe der Donauwelle am 14. Dezember 2023 erschienen. Die Donauwelle wurde im Rahmen des Projektes „Donaukiez macht Medien“ erstellt. Gefördert durch die Bundesrepublik Deutschland und das Land Berlin im Rahmen der Zukunftsinitiative Stadtteil, Teilprogramm Sozialer Zusammenhalt. 

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