Nach Angaben der Polizei ist die Zahl von Gewalttaten an Schulen in Berlin gestiegen. Wir stellen drei Projekte im Donaukiez vor, die auf Prävention setzen. Sie zeigen, wie wichtig es ist, über Emotionen zu sprechen und Schüler*innen mitreden zu lassen.
Interviews und Texte: Stefanie Battisti

Konfliktlots*innen an der Rixdorfer Grundschule
Seit 2009 arbeitet die Kiezschule in der Donaustraße mit dem Konzept der Konfliktlots*innen. Sechzehn geschulte Sechstklässler*innen helfen ihren Mitschüler*innen, gewaltfreie Lösungen zu finden. Die Konflikte reichen von Beleidigungen bis hin zu Spielstreitigkeiten. “Alles, was es in der Welt da draußen auch gibt”, so Anne-Katrin Marzillier von der Schulsozialarbeit. Ausgestattet mit Westen bieten die Konfliktlots*innen in den Pausen auf dem Schulhof Unterstützung an. Die eigentliche Konfliktklärung erfolgt dann in den Räumen der Schulsozialarbeit, begleitet von den Konfliktlots*innen. Dazu werden sie in einem einwöchigen Programm ausgebildet.
Weitere Infos gibt es auf der Website der Schule: https://rixdorfer.schule.de/2018/05/22/konfliktlotsenausbildung-an-der-rixdorfer-schule/
Wie die fünf Phasen der Mediation aussehen, zeigen diese von den Konfliktlots*innen gestalteten Poster:
proRespekt-Coaches an der Theodor-Storm-Schule
An der Grundschule in der Hobrechtstraße wird seit zwei Jahren mit dem Berliner Landesprogramm „proRespekt – gewaltfreie Schulen demokratisch gestalten“ gearbeitet, das sich auf Gewaltprävention und Demokratieförderung konzentriert. „Wenn man Kinder mitreden und mitentscheiden lässt, kommt es automatisch zu weniger Gewalt,“ sagt Coachin Sabine Kornfeil. Die proRespekt-Coaches haben Schulversammlungen, Klassensprechertreffen und gewaltfreie Kommunikation eingeführt. Eine innovative Methode ist die Friedensbrücke, bei der Kinder aufeinander zu gehen, den Konflikt in Stufen reflektieren, bis sie sich in der Mitte treffen und eine Lösung finden.
Weitere Infos gibt es auf der Schul-Website:
https://www.theodor-storm-grundschule.de/kopie-lernwerkstatt
Ein Buch-Tipp zum Thema gewaltfreie Kommunikation für die ganze Familie:
„Mit dem Herzen sprechen“ von Julia Hammann
“Trialoge”: Über Israel und Palästina sprechen
Seit dem 7. Oktober sind die Deutsch-Palästinserin Jouanna Hassoun und der Deutsch-Jude mit israelischen Wurzeln Shai Hoffmann mit ihrem Konzept der „Trialoge“ deutschlandweit an Oberschulen unterwegs. In sogenannten “braver spaces” (Muträumen) sprechen sie mit den Jugendlichen ganz offen über deren Gefühle in Bezug auf den Nahostkonflikt, ohne dass diese Urteile oder Konsequenzen fürchten müssen. In einer offenen Runde können die Schüler*innen dann persönliche oder politische Fragen stellen. Die beiden Expert*innen versuchen dabei, ihre eigenen Biografien und verschiedene Perspektiven auf das komplexe Konfliktgeschehen einzubringen.

Bei Interesse können sich Schulen gerne per Email an das Team wenden: trialoge@gesellschaftimwandel.org
Auf der Webseite des Projektes gibt es Bildungsvideos und Materialien zum kostenlosen Download:
https://www.xn--israelpalstinavideos-jzb.org/bildungsmaterialien/
Shai Hoffmann und Jouanna Hassoun @Achim Pohl
ReConnect: Schule als gewaltfreien Ort stärken
Auch dem Quartiersrat ist ein friedliches Miteinander im Donaukiez wichtig! Beim Neujahrsempfang 2024 stimmte der Quartiersrat mit großer Mehrheit für ein neues Projekt zur Gewaltprävention an Schulen. Ab Oktober wird der Projektträger MIND prevention mit einem breit aufgestellten Team aus Psychotherapeut*innen, Sozialarbeiter*innen, Psycholog*innen, Politikwissenschaftler*innen und Theaterpädagog*innen die ersten Workshops am Ernst-Abbe-Gymnasium durchführen. An der Rixdorfer Grundschule beginnt das Projekt im nächsten Schuljahr.
Die Workshops am Kiezgymnasium richten sich an Schüler*innen der siebten bis elften Klasse und behandeln Themen wie patriarchale Strukturen, autoritäre Systeme, Rollenbilder, Familienbeziehungen und Antisemitismus. Durch Rollenspiele und Diskussionen sollen die Schüler*innen dazu angeregt werden, ihre eigenen Positionierungen zu hinterfragen und neue Blickwinkel zu entdecken. Pädagogische Fachkräfte lernen zudem, wie sie die Schüler*innen dabei unterstützen können. Auch Eltern und Sorgeberechtigte werden in das Projekt einbezogen. Langfristig sollen schulinterne Beiräte und eine Nahost-AG entstehen, um die Nachhaltigkeit der Maßnahmen zu sichern. „Das Engagement im Donaukiez“, so Projektleiterin Kathrin Luber, „liegt vielen Teammitgliedern von MIND prevention aufgrund persönlicher Verbindungen besonders am Herzen.“
Mehr Informationen zum Projekt findet ihr auf der Webseite von MIND prevention: https://www.mind-prevention.com/

Dieser Beitrag ist zum ersten Mal am 28. Juni 2024 in der Donauwelle 09 erschienen. Die Donauwelle wurde im Rahmen des Projektes „Donaukiez macht Medien“ erstellt. Dieses Projekt wird gefördert durch die Bundesrepublik Deutschland und das Land Berlin im Rahmen des Städtebauförderprogramms Sozialer Zusammenhalt – Zusammenleben im Quartier gemeinsam gestalten.