Donauwelle 9, Kiezredaktion der Donauwelle
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Donau-Kids reden mit!

In einem Workshop an der Rixdorfer Schule malt die Klasse 2b ihre Traumschule und listet Ideen auf, wie die Schule mehr Spaß machen würde. Dabei wird klar: Die Kinder wollen mitentscheiden, mehr Spiele und vor allem mehr Bewegung!

– aus einem Workshop mit Irit Mogilevsky, Yael Parish und Dr. Xiaoqing Xu 

Liebe Bildungsministerin, Schulleitungen, Lehrpersonal, und alle, die was zu sagen haben,

das sind unsere Wünsche und Forderungen, damit Schule wieder mehr Spaß machen würde und wir besser lernen könnten. 

  • Wir wollen mehr Ausflüge machen und draußen sein
  • Das Wochenende soll wirklich frei sein, keine Hausaufgaben
  • Wir wollen entscheiden, was man lernt
  • Unsere Tage sind viel zu lang: 10 Stunden! Und wir wollen nicht so viel sitzen!
  • Wir möchten mehr Sport und längere Sportstunden. Und schwimmen
  • Schüler*innen sollten auch die Lehrer*innen bewerten und unterrichten dürfen
  • Wir sollten Vorschläge machen und abstimmen dürfen darüber, wie bestimmte Dinge geregelt werden, zum Beispiel beim Thema Mobbing 
  • Lehrpersonen sollen Kindern mehr vertrauen, sie nicht anschreien und nicht so oft mit ihrem Gerede beim Arbeiten unterbrechen
  • Ein Tag im Jahr kommen die Eltern mit den Kindern zum Unterricht oder helfen mit, z.B. im Sommer Eis verteilen!
  • Lehrpersonen sollen Kindern mehr vertrauen, sie nicht anschreien und nicht so oft mit ihrem Gerede vom Arbeiten ablenken. 
  • Wir möchten einen Spieltag mit der Nachbarschaft! 
  • Es sollte eine Quatsch-Stunde geben, in der getanzt oder Purzelbäume gemacht werden dürfen
  • Im Kunstunterricht können die Kinder selber wählen, was sie malen 
  • Im Sportunterricht sollte es um Spaß gehen, nicht um Schnelligkeit oder ums Gewinnen

Die Klasse 2B

der Rixdorfer Grundschule 

Im Februar hat uns beim Start der Kiezredaktion zum Thema Bildung & Schule diese Wunschliste der Zweitklässlerin Merle erreicht, die sie vor einer Elternsprechstunde mit den Lehrpersonen ihren Eltern diktieren wollte. Die Liste hat uns dazu bewegt ein kreatives Beteiligungsformat für die Klasse zu entwickeln.

Wie sieht deine Traumschule aus?

Aus dem Workshop ging auch diese tolle Bildergallerie hervor:

Wie lernst du?

In dem Workshop mit der 2b der Rixdorfer Schule gab es auch eine dritte Station: Philosophieren mit Dr. Xiaoqing Xu vom Verein „Was denkst du – Kinder und Jugendliche philosophieren e.V.“ Hier ein Erfahrungsbericht und Auszüge aus dem philosophischen Gespräch mit den Kindern.

„Vor ein paar Jahren habe ich an der Rixdorfer Grundschule Förderunterricht gegeben. Das Thema Bildung beschäftigt mich schon sehr lange: an der Uni, in der Jugendhilfe und beim Philosophieren mit Kindern. Ich war beim Donauwelle-Projekt vor allem neugierig auf die Gedanken der Kinder, was sie über Bildung und Lernen denken. Sie sollten einen Raum bekommen, eigene Gedanken zu äußern und miteinander ins Gespräch zu kommen. In meiner Lernstation waren sie erfreut, dass ihre Gedanken gefragt und ernstgenommen wurden. Anfangs zögerlich, kamen einige bald in Fahrt. Kinder brauchen die Anerkennung und die Ermutigung für eigene Gedanken. Partizipation ist konkrete Demokratiebildung. Von wichtiger Bedeutung ist dabei die sozial-emotionale Entwicklung. Schritt für Schritt, Stufe für Stufe, Ziel für Ziel kann jeder Mensch lernen: „Ich kann etwas!“, „Ich bin gut!“, „Ich mag mich!

– Dr. Xiaoqing Xu

Ein Auszug aus dem Gespräch:

X: Wann habt ihr etwas total gerne gelernt?

A: Schreibschrift

B, C, D, E: Ich auch. Erstmal mit Bleibstift, später mit Füller!

X.: Was ist das Wichtigste, was man in der Schule lernt?

B, A: Ähhhh…

C: Also sehr wichtig ist: zuhören.

X.: Sehr gut: zuhören. Was noch?

D.: Mathematik! Zum Beispiel im Laden muss ich rechnen, was Ich zurückbekomme.

E. Sachkunde, z.B. was ein Baum ist, Stuhl, Tisch.

X.: Und was ist eine Blume…

B. Und was man den Tieren füttern kann, was gefährlich ist.

E: Türkisch. Deutsche Kinder müssen auch Türkisch lernen!

X.: Wer entscheidet, was du lernst?

A: Lehrer.

X: Wie wäre es, wenn du selbst entscheidest, was du lernst?

B: Auf dem Hof entscheide ich selbst!

X: Wann entscheidest du selber, was du lernst?

C: Zu Hause.

D: Sport in der Schule, schneller sein.

X: Wie wäre es, wenn alle Kinder entscheiden, was sie lernen? Wäre das eine gute Idee?

A: Nein.

X: Warum nein?

B: Gut, weil ich kann besser lernen, z.B. Mathe, sonst ist es langweilig.

X: Ach, langweilig wird es, wenn jemand anders sagt, dass Du Mathe lernen sollst? Ja?

D: nicht gut.

C: nicht gut.

X: ok. Zwei sagen nicht gut und drei sagen gut. Könnt ihr das begründen? Warum ist das nicht gut? Warum ist das gut?

D: Nein, da kannst du nicht gut lernen. Dann guckst du auf das Handy.

X: Vielleicht guckst du gar nicht auf das Handy, weil du ja selbst entscheidest, dass Du das lernen willst!?

B: Dann kann man auch entscheiden, welche Fächer man bearbeiten will!


Dieser Beitrag erschien zum ersten Mal in der Donauwelle 09/2024 am 28. Juni 2024. Die Donauwelle wurde im Rahmen des Projektes „Donaukiez macht Medien“ erstellt. Dieses Projekt wird gefördert durch die Bundesrepublik Deutschland und das Land Berlin im Rahmen des Städtebauförderprogramms Sozialer Zusammenhalt – Zusammenleben im Quartier gemeinsam gestalten.

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