Auf der “Insel der Gemeinschaft” geht es nicht nur um Zusammenhalt. Verschiedene Perspektiven auf das Phänomen Einsamkeit in unserem Kiez.
– zusammengetragen aus der Kiezredaktion, illustriert von Irit Mogilevsky

Die Insel der Gemeinschaft
von Irit
Dies ist eine Karte einer imaginären Insel, auf der eine Gemeinschaft in Harmonie zusammenlebt. Sie feiern das Leben, stellen sich gemeinsam Herausforderungen und wachsen daran. Die Insel ist nicht isoliert/offen – Menschen verlassen sie, neue kommen dazu, auf der Suche nach einem besseren Leben. Ich wünschte, wir alle hätten eine solche Karte – für die Momente, in denen wir uns allein, verwirrt oder verängstigt fühlen. Denn gemeinsam sind wir stärker, klüger, kreativer. Als kleine Nachbarschaft können wir zwar keine globalen Krisen stoppen, aber wir können uns organisieren und dafür sorgen, dass niemand zurückgelassen wird.
Einsamkeit und mentale Gesundheit
von Stefanie
Einsamkeit ist mehr als ein individuelles Gefühl – sie ist ein ernstzunehmendes Gesundheitsrisiko. Studien zeigen: Chronische Einsamkeit kann das Risiko für Depressionen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen und sogar die Lebenserwartung verkürzen.* Einsamkeit kann niemand alleine in den Griff bekommen., Es braucht kollektive Antworten, Räume und Community Care! *Deutsches Ärzteblatt, Jg. 119, Heft 26 (1. Juli 2022)
Einsamkeitsprävention am Fenster
vom QM-Team
„Na, wie geht’s dir heute?“ – so beginnen viele Gespräche, die wir vom QM mit Anwohner*innen am Fenster führen. Was uns dabei auffällt: Einsamkeit betrifft viele im Kiez – unabhängig von Alter oder Herkunft. Unser Kiez braucht mehr Orte für gute Gespräche. Der Kiezgarten vor dem QM-Büro soll ein Raum dafür sein. Kommt vorbei, nehmt Platz, und vielleicht fragt ihr einfach mal: „Wie war dein Tag?“
Zur Einsamkeit im Alter
von Reni
Einsamkeit im Alter kann schneller kommen, als man denkt – zum Beispiel, wenn der Partner verstirbt. Plötzlich ist man allein. Viele scheuen sich dann, auf andere zuzugehen, um einfach mal zu reden, sich auszutauschen oder Hilfe zu holen. Zum Glück gibt es bei uns im Kiez die Malgruppe, den Seniorentreff – und die Kiezredaktion! Da kommt man zusammen, bleibt im Gespräch und merkt: Man ist nicht allein.
Einsamkeit – so white and so what?
von Oğuzhan
Auch Einsamkeit wird oft durch einen White-Filter betrachtet. Alte Menschen gelten in dieser Sichtweise schnell als schwach: Man spricht mal mit ihnen, tut etwas für sie, opfert Zeit – aber nur, wenn es gerade passt. Es bleibt oft unverbindlich, nicht als echter kultureller Akt. Für jemanden wie mich, der aus der Türkei kommt, wo familiäre Bindung sehr wichtig ist, ist das schwer zu verstehen.
Einsamkeit – und Vorurteil
von Katrin
Was bedeutet eigentlich einsam – und wer bestimmt, wann man einsam ist? Viele denken, in der Großstadt sei man schnell einsam. Ich war als Kind und Jugendliche einsam – nicht in der Großstadt, sondern in einem Dorf, das viele als Inbegriff von Gemeinschaft beschreiben würden. “Deine sind Haare zu lang”, “Dein Rock zu kurz”, “Zu laut für ein Mädchen” – und schon warst du raus. Studieren? Was für ein Hirngespinnst! Wer sich nicht an die “Regeln” hielt, war schnell verdächtig. Mit den Vorurteilen wächst auch die Einsamkeit… Wo bleibt die Offenheit?
Was fehlt auf der Insel der Gemeinschaft? Was ist deine Sicht auf Einsamkeit? Schreib uns.
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