Berlin spart sich kaputt. Das trifft auch viele Projekte im Donaukiez. Das Q*ube in der Schönstedtstraße hat sich gewehrt, vorerst erfolgreich. Ein Gespräch mit den drei Mitarbeiter*innen Katharina , Leonie und Nancy.
von Claire Horst

Was ist das Q*ube?
Das Q*ube ist ein Jugendclub für queere* Jugendliche und ihre Freund*innen zwischen 12 und 27 Jahren. Hier gibt es offene Angebote wie Kochen, Sport, Reisen und z. B. trans*-Beratung und psychosoziale Beratung. Die meisten Jugendlichen kommen fast jeden Tag. Viele kommen eher aus prekären Verhältnissen. Sie beschreiben das Q*ube als ihr Wohnzimmer, und so fühlt es sich auch an: Sie kommen rein und schauen, was im Kühlschrank ist.
*queer: Selbstbezeichnung von Menschen, die z. B. lesbisch, schwul, bi oder trans* sind
Machen sie den Kühlschrank auf, weil sie sich wie zu Hause fühlen, oder weil sie Hunger haben?
Beides. In manchen Haushalten gibt es tatsächlich aufgrund von Armut nicht genug. Einige nehmen sich auch was mit, nicht nur Schokoriegel, sondern auch Gemüse oder Aufstriche.
Was würde fehlen, wenn es euch nicht mehr geben würde?
Das haben wir gemerkt, als die Kürzungen im Raum standen: Die Jugendlichen haben Reden und Gedichte darüber geschrieben, dass es sie ohne das Q*ube vielleicht gar nicht mehr geben würde. Weil es der erste Ort ist, wo sie Freund*innen finden, wo sie sich entfalten und sein können, wie sie sind. Ich glaube, sie haben nicht nur Angst, den Ort hier zu verlieren, sondern davor, einfach ausgeschlossen zu werden. Nach den Bundestagswahlen haben manche von ihnen Powerpoints darüber gemacht, wohin sie auswandern und was sie einpacken müssen: “Wer kommt mit? Wann gehen wir? Was arbeiten wir? Wo können wir schlafen?”
Im Herbst wurde bekannt, wo der Berliner Senat sparen will. Das Q*ube sollte seine Finanzierung komplett verlieren. Wie habt ihr diese Zeit erlebt?
Für die Jugendlichen war es erstmal ein Schock. Für sie ist nicht verständlich, warum es keinen Ort für sie geben soll. Dann wurden sie mit uns zusammen aktiv. Das hat es besser gemacht, als es einfach hinzunehmen. Wir haben extrem viel Arbeit in die Proteste gesteckt. Und anscheinend waren wir laut genug, dass es zurückgenommen wurde. Das ist für uns absurd: Man kann es also einfach zurücknehmen. Aber es wurde auch gesagt, dass es für nächstes Jahr schlecht aussieht.
Es ist anstrengend, dass man die ganze Zeit sein Existenzrecht verteidigen muss. Diese Kämpfe nehmen uns Kapazitäten aus unserer Arbeit, die eigentlich unsere Leidenschaft ist. Sonst würde ich andere, kreative pädagogische Sachen machen. Es tut auch weh, dass andere Projekte gekürzt werden. Das Nachbarschaftszentrum Elele muss jetzt den Jugendbereich schließen. Dann arbeiten wir auch nicht mit einem guten Gefühl weiter.

Was hilft euch weiterzumachen?
Aktiv sein. Zusammen sein. Zu merken: Wir sind viele. Zu merken, dass wir was bewirken können. Humor. Sich zu zeigen und sich nicht zu verstecken als queere Personen. Sich verbünden, sich austauschen. Sich gegenseitig Kraft geben und Mut zusprechen.
Was können Menschen im Donaukiez tun, um euch zu unterstützen?
Es hilft uns, wenn ihr überall erzählt, dass es uns gibt. Und es ist ganz wichtig, dass wir füreinander einstehen, wenn es Krach im Kiez gibt. Auch, wenn man selbst von einer Diskriminierungsform nicht betroffen ist.
Unterstützt die Arbeit des Q*ube mit einer Spende: https://gofund.me/6be43ff2
Protest mit Poesie
Dieses Gedicht wurde von einer*m der Jugendlichen auf Deutsch verfasst und auf den Demonstrationen vorgelesen.
Das Q*ube <3
Da gibt es diesen ort,
wenn ich da bin will ich nicht mehr fort,
Den es fühlt sich nach zuhause an,
Weil ich weiß das ich da loslassen kann,
All die Probleme die mich stressen,
Für ein paar Stunden vergessen,
Einfach los singen, Wie willd rum springen,
Wieder ein Kind sein, Und mich bei jemand auswein,
Es ist so vielseitig dort, An diesem ort,
Man hat alles in einem.
Und wenn du komisch bist juckt es keinen,
Denn wir sind eine Gruppe aussenseiter,
Und zusammen kommen wir weiter,
Stehen füreinander ein,
Und lassen niemanden allein <3
The Q*ube <3
There’s this place, when I’m there,
I never want to leave.
It feels like home,
because I know I can finally breathe.
All the stress, all the pain,
I forget it for a while again.
Just singing loud, jumping around,
being a kid with no one to hold me down.
It’s a space for every side of me, where I can just be,
where no one cares if I’m “weird” today
we love each other anyway.
We’re a group of outsiders, it’s true,
but together, we pull through.
We stand up, speak out, stay kind,
and never leave anyone behind. <3
Kürzungen im Kiez
Berlin ist hoch verschuldet, und die Ausgaben sind höher als die Einnahmen. Deshalb will der Senat im laufenden Jahr 3 Milliarden Euro einsparen, 7,4 % von den ursprünglich berechneten 40,5 Milliarden. Das spüren wir schon jetzt direkt in unserem Kiez: Spielplätze können nicht saniert werden, es gibt kein Geld für die Begrünung, und vor allem fallen viele Stellen in der sozialen Arbeit weg.
Semtimizde tasarruf önlemleriyle gelen kesintiler
Berlin’in borçları çok arttı, yani harcamalar gelirlerden fazla. Hesap kısaca şöyle: Belediye bu yıl tam 3 milyar euro tasarruf etmeyi planladı. Toplam borç 40,5 milyar euro ve bunun yıl sonunda %7,4’ünü kapatmış olacağız. Bu tasarruf önlemlerini semtimizde hemen hissediyoruz: Oyun parkları onarılamıyor, yeşillendirme çalışmaları yapılamıyor ve özellikle sosyal alanlardaki hizmetlerde büyük kesintiler yaşanıyor.
تقليصات في الحي
برلين مثقلة بالديون، ونفقاتها تفوق إيراداتها. لذلك يهدف مجلس الشيوخ إلى توفير 3 مليارات يورو هذا العام أي 7.4% من المبلغ المتوقع أصلاً والبالغ 40.5 مليار يورو. إننا نشعر بهذا بالفعل بشكل مباشر في حيّنا: لا يمكن تجديد الملاعب، ولا توجد أموال لتجميل الحدائق، وفوق كل هذا يتم تقليص العديد من وظائف العمل الاجتماعي
Die Sparliste für 2025 hat der Tagesspiegel veröffentlicht: https://www.tagesspiegel.de/berlin/wo-berlin-jetzt-spart-die-milliarden-streichliste-im-uberblick–und-komplett-zum-download-12721715.html
Die Produktion der Ausgabe Donauwelle 11/2025 wurde durch die Publix gGmbh gefördert.