Alle Artikel in: Donauwelle 6

Spartipps für Fortgeschrittene

Angst vor der Energiekrise? Sie wissen nicht, wie Sie die Miete zahlen sollen? In den letzten Monaten wurden wir von allen Seiten mit Spartipps eingedeckt: kürzer duschen, mehr Pullover tragen, jeden Tag dasselbe essen. Die meisten Tipps haben uns nicht überzeugt. Es geht noch sparsamer.  — eine Spartipp-Persiflage von Claire Horst Problem #1 Das Brot ist zu teuer! TopTipp #1 Iss doch Kuchen (notfalls von der Tafel).  Problem #2 Das BVG-Ticket kostet zu viel! TopTipp #2 Schwing dich auf’s Fahrrad. Den Rollstuhl oder Kinderwagen kannst du hintendran schnallen. Problem #3 Ich will so gern mal wieder ins Kino! TopTipp #3 Setz dich zwei Stunden lang auf den Hermannplatz. Die Realität ist doch sowieso viel spannender. Problem #4 Meine Kinder haben nichts zum Anziehen! TopTipp#4 Aus alten Vorhängen lassen sich ganz wunderbare Umhänge schneidern. Problem #5 Die Gasrechnung ist zu hoch! TopTipp #5 Einfach im Bett bleiben. Problem #6 Mein Geldbeutel ist leer! TopTipp #6 Lege  doch einfach jeden Monat ein paar hundert Euro zurück. Problem #7 Du kannst dir den Flug auf die Insel nicht …

Großer Genuss für wenig Geld

Wie du beim Einkaufen und Kochen deinen Geldbeutel und das Klima schonen kannst, ohne an Genuss zu sparen, zeigt dir der Verein RESTLOS GLÜCKLICH anhand von 6 einfachen Tipps. — von RESTLOS GLÜCKLICH e.V. Wie wir uns ernähren und wie wir mit unseren Lebensmitteln umgehen, hat  erhebliche Auswirkungen auf unsere Umwelt und das Klima.  Wenn wir weniger Lebensmittel wegwerfen, leisten wir einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz und sparen gleichzeitig bares Geld.  Wusstest du zum Beispiel, dass jede*r von uns pro Monat Lebensmittel im Wert von ca. 20 Euro wegschmeißt? In einem 4-Personenhaushalt sind das schon 80 Euro im Monat.   So kannst du Geld sparen und das Klima schützen:  Schreibe eine Einkaufsliste Eine Einkaufsliste hilft dir, nur das zu kaufen, was du wirklich brauchst und verwerten kannst. Dadurch verschwendest du weniger, sparst Geld und schonst wertvolle Ressourcen. Nutze günstige regionale und saisonale Angebote  Heimisch angebaute Obst- und Gemüsesorten werden erst geerntet, wenn sie reif sind. Dadurch enthalten sie mehr Vitamine und Mineralstoffe im Vergleich zu importierten Sorten. Saisonales Obst und Gemüse sorgt außerdem das ganze Jahr …

“Kein Gras drüber wachsen lassen” 

Ferat Kocak ist 1979 in Kreuzberg geboren und in Neukölln aufgewachsen. Er engagiert sich gegen Rassismus und für Klimaschutz und wurde 2018 Opfer eines rechtsextrem motivierten Brandanschlags. Seit 2019 ist er Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses.  — Interview von Claire Horst Warum sind in Neukölln so viele Menschen so arm – und warum ändert sich so wenig daran? Als Berlin noch eine geteilte Stadt war, haben in Neukölln Menschen gelebt, die woanders nicht willkommen waren. Jetzt ziehen Leute her, die mehr Geld haben. Und die Menschen, die Neukölln zu dem gemacht haben, was es ist, werden verdrängt. Das ist einer der zentralen Gründe, warum es schwer ist, die Armut hier wirklich zu bekämpfen. Durch Zuzug und Verdrängung ändert sich zwar die Statistik. Den Armen ist damit aber nicht geholfen. Ich beobachte vor allem die Armut unter Menschen mit Migrationsgeschichte, oft aufgrund von Rassismus. Sie werden auf dem Arbeitsmarkt und in der Bildung benachteiligt. Dazu eine einfache Geschichte: In der ersten Klasse sollte ich auf die Sonderschule geschickt werden. Meine Eltern haben das nicht hingenommen. Als mich …

Damals in der Stadt, damals auf dem Land

Zwei Nachbarinnen und ein Nachbar erinnern sich an Ihre Erfahrungen mit der Not und Lebensmittelknappheit in der Nachkriegszeit. Sie erzählen von extremer Kälte, Kaffee aus Eicheln und Spinat aus Wildkräutern.  Ein Vierteljahr Mehlsuppe “Wenn ich an Armut und Not denke, muss ich immer daran denken, wie wir als Kinder gehungert haben. Die Lebensmittelkarten waren sehr knapp bemessen und wer keine Beziehungen zu irgendwelchen Leuten hatte, denen es etwas besser ging, der war arm dran. Es gab kein Amt, wo man sich etwas holen konnte, wie es heute möglich ist. Meine Eltern sind um 5 Uhr früh vom Hermannplatz aus bis zum Anhalter Bahnhof gelaufen, es gab ja kein Verkehrsmittel, um dann ins Umland von Berlin zu fahren und dort irgendwelche Sachen gegen Essen einzutauschen. Die Züge waren derart voll, dass die Leute auf den Trittbrettern gestanden haben.  Unsere Eltern haben in den Grünanlagen Melde, Brennesseln und Blattspitzen von Holundersträuchern gesammelt und daraus Spinat gekocht. Kartoffelschalen wurden von Hausbewohnern gesammelt, noch mal abgeschält und in die Speisen gekocht. Zuckerrüben wurden in der Waschküche in Kesseln gekocht. …

Bin ich arm?

In Deutschland müssen nur wenige Menschen hungern, und die meisten haben ein Dach über dem Kopf. Armut gibt es trotzdem. Laut Paritätischem Armutsbericht galten im vergangenen Jahr 13,8 Millionen Menschen als arm. Text: Claire HorstIllustration: Irit Mogilevsky Dieser Beitrag erschien in der 6. Ausgabe der Donauwelle im Dezember 2022. Die Donauwelle wurde im Rahmen des Projektes „Donaukiez macht Medien“ erstellt. Gefördert durch die Bundesrepublik Deutschland und das Land Berlin im Rahmen der Zukunftsinitiative Stadtteil, Teilprogramm Sozialer Zusammenhalt. 

Keine Kalten Füße!

Die Temperaturen sind in diesem Jahr erst spät gesunken, aber kalte Füße haben manche von uns schon länger. Energiekrise, steigende Preise, dazu noch ein gekippter Mietendeckel – in diesem Winter überlegen viele zweimal, ob die Heizung wirklich aufgedreht werden muss. Wer kalte Füße kriegt, friert aber nicht nur, sondern hat den Mut verloren. Mit kalten Füßen trauen wir uns nicht, uns zu wehren. Dabei ist es dringend notwendig, sich zur Wehr zu setzen. Wir alle haben ein Recht auf ein menschenwürdiges Leben. In dieser Ausgabe kommen Menschen aus dem Kiez zu Wort, die über Armut früher und heute sprechen, aber auch darüber, was wir für mehr soziale Gerechtigkeit tun und wie wir den Alltag auch mit kalten Füßen bewältigen können.  — Gute Lektüre und warme Schuhe für alle! Some of us got cold feet early, even though temperatures have dropped rather late this year.  The energy crisis, rising prices, and the abolished rent cap: this winter, many of us might think twice about whether we really need to turn up the heating. But if we …

Stimmen aus dem Donaukiez

Wir haben Menschen im Donaukiez in einer Straßen-Umfrage gefragt: Nimmst du dich selbst als arm oder reich wahr? Woran bist du arm? Und woran bist du reich? Hier sind einige der Antworten. — gesammelt von Stefanie Battisti und Stadtteilmutter Najwa Kaied Natürlich bin ich nicht arm, weil ich arbeite. Aber mein Gehalt deckt nicht alle meine Bedürfnisse. Was in Zukunft angesichts der Krise passiert, weiß man aber nicht. Wir haben Angst um uns selbst und um unsere Kinder. Gott sei Dank, liege ich im Durchschnitt. Die neuen Entwicklungen in Russland und die höheren Lebenshaltungskosten können aber zu mehr Armut führen. Wenn sich die Krise im Winter verstärkt, ist es für mich nicht ausgeschlossen, in ein anderes Land zu ziehen. Schulkind: Ich bin reich an Lego! Mutter: Wir haben eine tolle Wohnung, wir sind reich an Essen, wir haben ein tolles Fahrrad… Es fehlt mir eigentlich an nichts, außer vielleicht ein bisschen mehr Natur. Ich bin definitiv ein gesunder Mensch, ich hab’ viele Freunde und allgemein bin ich sehr zufrieden mit meinem Leben. Deswegen würde ich mich schon …