Alle Artikel mit dem Schlagwort: Donauwelle

„Inhalt sehr gut, der Schrift wegen mangelhaft“

Unser Kiezgedächtnis, Hans und Reni Babkuhl, berichten für die Kiezzeitung Donauwelle aus ihrer Schulzeit. Ich (Hans) wurde 1942 eingeschult und das war zur Zeit des Krieges und der Bombenangriffe. Infolge der Bombardierungen wurden wir nach Ostpreußen aufs Land evakuiert, dort gingen wir zur Schule, aber das war ganz anders. In Berlin schrieben wir schon vom erster Tag mit Feder und Tinte. Die Hefte sahen ja auch danach aus. Wir lernten zuerst die Sütwerlein Schrift. Und auf dem Land in Ostpreußen die Lateinische Schrift so wie wir sie heute noch schreiben. Das Problem war nur, hier mußten wir auf Schiefertafeln schreiben und die Dorfjugend fing die Berliner ab und löschten mit dem Lappen die Hausaufgaben, und schon gab es wieder etwas auf den Hosenboden. Ich hatte immer eine dicke Zeitung in der Hose, damit war alles zu ertragen. „Inhalt sehr gut, der Schrift wegen aber mangelhaft.“ Dann wurde eines Tages das Dorf von Partisanen überfallen und es kam eine große SS-Aktion. Einige junge Männer wurden gefangen genommen und lebendig an den Füßen an einem Baum aufgehängt… …

Healing creative scars 

In school, we were often told we couldn’t draw or sing properly. In a workshop with Seseg Jigjitova, we learned to see that there is no right or wrong way to be creative. The comic snippets reflect episodes from the participants’ educational journeys and demonstrate how we can still heal our „creative scars.“ In this comic workshop with Seseg Jigjitova, we explored different aspects of creativity. In the first part, we stimulated our imagination with practical exercises. An introduction to the Growth Mindset Theory helped us to try out new things and learn from mistakes. Through practical exercises in self-ethnography we managed to see everyday life from a different perspective, to think anti-cyclically and to leave our comfort zone. In the second part, we then draw a comic episode from our own educational biography. Take a look at the marvelous results: Comic by Lina Tegtmeyer Join our Comic Meetup! Every second Saturday, we will meet to draw our personal projects, share our knowledge and skills, and inspire each other!  Follow Seseg Jigjitova on Instagram for more …

„Alles, was es in der Welt da draußen gibt“

Nach Angaben der Polizei ist die Zahl von Gewalttaten an Schulen in Berlin gestiegen. Wir stellen drei Projekte im Donaukiez vor, die auf Prävention setzen. Sie zeigen, wie wichtig es ist, über Emotionen zu sprechen und Schüler*innen mitreden zu lassen.  Interviews und Texte: Stefanie Battisti Konfliktlots*innen an der Rixdorfer Grundschule Seit 2009 arbeitet die Kiezschule in der Donaustraße mit dem Konzept der Konfliktlots*innen. Sechzehn geschulte Sechstklässler*innen helfen ihren Mitschüler*innen, gewaltfreie Lösungen zu finden. Die Konflikte reichen von Beleidigungen bis hin zu Spielstreitigkeiten. “Alles, was es in der Welt da draußen auch gibt”, so Anne-Katrin Marzillier von der Schulsozialarbeit. Ausgestattet mit Westen bieten die Konfliktlots*innen in den Pausen auf dem Schulhof Unterstützung an. Die eigentliche Konfliktklärung erfolgt dann in den Räumen der Schulsozialarbeit, begleitet von den Konfliktlots*innen. Dazu werden sie in einem einwöchigen Programm ausgebildet. Weitere Infos gibt es auf der Website der Schule: https://rixdorfer.schule.de/2018/05/22/konfliktlotsenausbildung-an-der-rixdorfer-schule/  Wie die fünf Phasen der Mediation aussehen, zeigen diese von den Konfliktlots*innen gestalteten Poster: proRespekt-Coaches an der Theodor-Storm-Schule An der Grundschule in der Hobrechtstraße wird seit zwei Jahren mit dem Berliner …

Gemischtes Generationen-Doppel

Unser Kiezgedächtnis Hans und Reni Babkuhl, Jahrgang 1936 und 1940, traf sich mit den Siebtklässlerinnen Ella und Trinity, um über ihre Vorstellungen von Schule damals und heute zu sprechen.  Interviews: Stefanie Battisti und Yael Parish Tafel vs. Whiteboard Trinity: “Wir stellen uns die Schule damals so vor, dass es Klassenräume mit grünen Tafeln gab und keine Whiteboards…” Reni: “Was ist denn das?” Ella: “Das sind Tafeln, auf die man mit Edding draufmalen kann…”  Trinity: “…und dazu gibt es einen Beamer.” Hans: “Was ist denn ein Beamer?” Ella: “Damit kann man was an die Wand beamen… Also früher gab es ja die kleinen Teile, wo man CDs reingelegt hat, und mit Licht was an die Wand gebeamt wurde…” Hans: “Achso, ein Projektor!”  WIFI vs. RIAS Reni: Wir hatten in mehreren Klassenzimmern Rundfunk. Wenn wir was Bestimmtes durchgenommen haben und es gab einen Schulfunk, dann wurde das eingeschaltet. Wir haben dann zugehört und hinterher einen Bericht darüber geschrieben. Der Schulfunk war von RIAS… Hans: Rundfunk im Amerikanischen Sektor! Foto: Übergabe der Radiogeräte für die Klassenräume (1950), @Museum …

„Schule muss anders“ – für alle Kinder

Philipp Dehne hat als Lehrer in Kreuzberg und Neukölln gearbeitet und 2021 die Bildungsinitiative “Schule muss anders” mitbegründet. Im Interview spricht er über die Bildungskrise, Chancen und Herausforderungen in Neukölln und darüber, wie du aktiv werden kannst.  Interview von Wiebke Heiber Warum muss Schule anders? Das ist eine geteilte Erfahrung von allen Leuten, die im Schulkontext sind: von Schüler*innen, Schulbeschäftigten und Eltern. Es gibt so viel Druck und Stress. Viele können nicht so arbeiten, wie sie es eigentlich wollen, das heißt mit Zeit auf alle Schüler*innen eingehen. Für die individuelle Förderung braucht es Rahmenbedingungen und natürlich eine pädagogische Haltung. Die jetzigen Rahmenbedingungen führen oft dazu, dass Kinder hinten runterfallen und nicht die Lebenswege wählen können, die sie gerne wählen würden.  Was soll genau anders? Es braucht einfach mehr Zeit für die Arbeit in der Schule, für die Beziehungsarbeit mit den Schüler*innen, aber auch für die Teamarbeit im Kollegium. Dafür braucht es mehr Personal an den Schulen und eine verlässliche finanzielle Ausstattung. Außerdem fordern wir eine Anlauf- oder Beschwerdestelle für den Bereich Inklusion und Antidiskriminierung. Wenn …

“Eigentlich möchte ich lieber schreien…”

Frau Holm (Name von der Redaktion geändert), Lehrerin an einer Gemeinschaftsschule, gibt uns Einblick in einen ganz normalen Tagesablauf. Es ist 7:30 Uhr. Ich sehe das Bild eines toten Kindes in Gaza. Es ist ein Versuch, dem Arbeitsweg in der U8 zu entfliehen. Es führt dazu, dass ich direkt in Gedanken beim System Schule und den Schüler*innen ankomme. Schaffe ich Gehör für Meinungen, für Sorgen und für Unrecht? Darf ich als Lehrerin politisch sein? Muss ich es sein? Ich komme zu spät. Das passiert mir manchmal. Hanife: „Frau Holm, Sie sind zu spät! Ich rufe Ihre Eltern an!“ Ich: „Wenn Du möchtest, kannst du mir auch einen Eintrag in mein Notizbuch schreiben. Ich habe ADHS und manchmal fällt es mir schwer, mich zu organisieren.“ Sude ruft aus der letzten Reihe: „ICH habe ADHS? FRAU HOLM!!! Habe ich nicht! Das ist gemein. Ich habe das gehört.“ Ich: „Nein Sude, ich meinte nicht dich. Ich meine mich.“ Sude: „Achso. Sie haben das? Wirklich? Ich glaube Emir hat das auch.“ Emir: „Habe ich nicht! Halt die Fresse!“ Der …

Gleiche Chancen für alle? Fehlanzeige! 

In kaum einem anderen Industrieland sind die Bildungschancen so eng mit dem Familienhintergrund verknüpft wie in Deutschland. Das heißt: Die Schule schafft es nicht, unterschiedliche Voraussetzungen auszugleichen. Recherchiert und zusammengefasst von Claire Horst, Illustriert von Irit Mogilevsky Im Berliner Schulgesetz steht: “Jeder junge Mensch hat ein Recht auf zukunftsfähige, diskriminierungsfreie schulische Bildung (…) ungeachtet (…) der sozialen und familiären Herkunft”. Die Herkunft darf also keine Rolle spielen. Leider ist es anders: Die Schule funktioniert gut für Kinder, deren Eltern sie unterstützen können – weil sie genug Geld haben und sich mit dem Schulsystem auskennen. Die anderen haben es schwerer, und das trifft auf viele Kinder im Donaukiez zu.  Berlin Okul Yasasına göre: „Her genç, (…) sosyal ve aile geçmişine bakılmaksızın sürdürülebilir, ayrımcı olmayan bir okul eğitimi alma hakkına sahiptir (…)“. Ne yazık ki durum böyle değil: Okul, ebeveynleri onları destekleyebilen çocuklar için iyi işliyor; çünkü bu ebeveynlerin maddi durumu iyi olup okul sistemine aşinalar. Diğer ebeveynler ise daha zorluk çekmekte. Bu durum, Donaukiez’teki birçok çocuk için de geçerli. ينص قانون المدارس في برلين على ما …

Stimmen aus dem Donaukiez

Wir haben Menschen auf der Kiezrallye gefragt: Was würdest du an unseren Schulen verändern, und wie sieht dein idealer Stundenplan aus?  Interviews und Workshop: Yael Parish und Irit Mogilevsky Mich stört an der Schule, dass wir Unterricht haben!” Grundschüler, 8 Jahre Ich würde gerne mitbestimmen, welche Lehrer*innen an der Schule unterrichten! Mädchen, 11 Jahre “Gemeinsamen Religionsunterricht. Also es gibt ja Ethik, aber vielleicht was Allgemeineres, wo alle Religionen vorgestellt werden und aus den eigenen Biografien berichtet wird.” Frau, Mitte Zwanzig Wenn es nach mir gehen würde, würde ich meine Kinder nicht in dieses Schulsystem schicken. Die hocken da 8 Stunden am Tag. Mein Sohn muss um 8 Uhr in der Schule sein und kommt dann wie ein Halbtoter nach Hause. Vater, ca. 35 Jahre Mir gefällt nicht, dass die Schule so früh anfängt. Mädchen, ca. 9 Jahre Mehr Musik! Und so praktische Sachen. Man lernt so viel Theoretisches. Und wenn man rauskommt, weiß man immer noch nicht, wie man seine Steuern macht. junger Vater Wir könnten kochen lernen und dann unser Essen in der Mensa …